3. Eintrag

21.08.2013 21:57

Der Check-In workshop am Dienstag stellte sich als Infoveranstaltung für international students heraus. Wir wurden auf einige Organisationen und Veranstaltungen aufmerksam gemacht, sowie mit genaueren Infos über unser Visum versorgt. Wir müssen z.B. spätestens 10 Tage nach einem Umzug die neue Adresse melden. Außerdem müssen wir jedwede Arbeit, die nicht an der Uni stattfindet, melden und uns genehmigen lassen; das gilt auch für Praktika, die vom Studium vorgeschrieben sind. Sonderlich spannend war es nicht, aber es könnte auf Dauer nützlich sein. Die ethnische Verteilung war trotzdem sehr erstaunlich (zumindest für mich): Von 16 Leuten, waren 12 Asiaten, 3 Europäer (mich inklusive) und einer Südamerikaner.

Den Mittwoch nutzte ich vor allem, um das Busnetz auszuprobieren und um anschließend die Stadt (teilweise unfreiwillig) zu Fuß zu erkunden. Da Ferien sind, fuhr der Bus nicht wie im Internet angegeben, sondern eine andere Route. Das hatte zur Folge, dass ich nicht wusste, aus welcher Richtung ich kam, da wir einen komischen Rundkurs gefahren sind. Anders als in Deutschland wurde im Bus nicht vorher gesagt, was die nächste Haltestelle ist, sondern erst nach dem Haltewunsch kommt, wo er hält. Dann war es im Endeffekt eine 50-50 Entscheidung, ob ich aus der gleichen Richtung wie im Internet kam, oder nicht. Erfahrungsgemäß treffe ich bei sowas in 80% die falsche Entscheidung. Als Folge bin ich in der Innenstadt gelandet und konnte mich dort ein bisschen umschauen.

Donnerstag ging es dann mit einer pre-orientation for international students weiter, die natürlich extrem spannend war. Man konnte allerdings jede Menge Leute kennenlernen und uns wurde gesagt, wie der Sprachtest, den jeder international student machen muss, aussieht. Man muss eine 5-7 minütige Präsentation (aus dem eigenen Fachgebiet) halten, die jedoch auf elementarem Niveau sein musste. Sie sollte so gestaltet sein, dass das Prüfungskomitee, das aus einem undergraduate student, einer Sprachspezialistin und einem Matheprof zusammengesetzt war, das Thema verstehen konnte, d.h. ich musste ein Thema wählen, das aus der Schule bekannt sein konnte. Allerdings hat mir das amerikanische high school System einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht, da ich davon ausgegangen bin, dass der Begriff einer Funktion bekannt war. Das war schnell erklärt und ich konnte ohne weitere Verzögerung fortfahren. Die anderen Teile waren lautes Vorlesen und ein Rollenspiel mit dem undergrad student, sowie das Beantworten einer Frage zu einem der 3 Bereiche. Freitags hatte ich direkt den ersten Termin; hierbei wurde alles mit einer Kamera aufgezeichnet. Die Prüfung ist nicht unwichtig, da man in 4 verschiedene Gruppen eingeteilt wird. Leute der ersten Kategorie dürfen allein für einen Kurs verantwortlich sein, Leute der zweiten Kategorie dürfen Tutorien halten, Leute der dritten Kategorie müssen den Test nochmals machen, dürfen aber ein Semester lang Übungen, Prüfungen, etc. korrigieren. Leute der vierten Kategorie fallen durch, d.h. sie haben noch eine Chance ein Semester später, wenn sie diese vergeben, müssen sie andere Arten der Finanzierung des Studiums finden.

Das Wochenende und den Rest des Freitags habe ich zum Entspannen und Genießen des Wetters genutzt. Außerdem war die erste Wohnheim-"party". Es war keine Party im eigentlichen Sinne, sondern es gab kostenloses Essen und kostenlose, alkoholfreie Getränke. Am Ende der Veranstaltung wurden Preise verlost, wobei Nummern verwendet wurden, die wir beim Einzug bekommen haben. Ich habe ein signiertes Bild von einem der Uni-Basketballer bekommen. Hieran sieht man gut, wie wichtig College-Basketball für die Leute in Lexington (nicht nur für die Studenten oder Alumni) ist und welchen Star-Status die Leute haben.

Am Montag ging es los mit den Orientierungsveranstaltungen für alle teaching assistants. Den Vormittag verbrachten wir in Gruppen von 10 Leuten und am Nachmittag hatten wir weitere Infoveranstaltungen. Als Student haben wir z.B. Zugang zur kostenlosen psychologen Betreuung (was ich übrigens nicht in Anspruch nehmen möchte) und wir haben gezeigt bekommen, wie wir uns verhalten sollen, wenn andere Studenten psychisch abbauen oder belästigt werden. Der Vormittag wurde dem microteaching gewidmet, d.h. jeder sollte eine 10-minütige Präsentation vorbereiten, die mit der Kamera aufgenommen wurde. Ich habe natürlich das gleiche Thema wie bei der Sprachprüfung genommen und die grobe Idee erklärt, wie man bei Funktionen die Steigung bestimmt. Um keinen (mich selbst inklusive) zu langweilen, habe ich nur Bilder gemalt und nichts gerechnet. Montags haben wir diskutiert, worauf es ankommt und wie wir es am besten rüberbringen. In der Gruppe hat es viel Spaß gemacht, da sich jeder engagiert hat und wir interessante Diskussionen hatten. Dienstags wurden wir dann aufgenommen und die anderen Studenten haben uns Feedback gegeben. Da hier jeder ehrlich war, hat es echt geholfen zu sehen, wie man rüberkommt und was man besser machen könnte. Allerdings war es sehr komisch sich selber das Video des eigenen Vortrages anzuschauen. Es ist ungewohnt sich selber reden zu hören und auch die eigene Körpersprache zu beobachten. Außerdem waren die Leute in der Gruppe sehr cool und, da wir alle aus verschiedenen Gebieten kommen, hatte jeder auch einen anderen Blickwinkel. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit den Leuten rumzuhängen und alle kennenzulernen. Eine aus der Gruppe studiert Deutsch und ich hatte durch ihre Präsentation die Möglichkeit zu sehen, wie Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wird. Das fand ich sehr interessant und wir haben gelernt, wie man sich auf Deutsch begrüßt und sagt, woher man kommt. Ein anderer Student studiert Paartherapie und vor allem die anwesenden Damen waren begeistert von seiner Präsentation und er wurde mit Fragen durchlöchert. Ich gönne ihm das natürlich und der Vortrag war wirklich gut, aber komischerweise war das Interesse bei meinem mathematischen Thema nicht so hoch.

Morgen gibt es dann weitere Einführungsveranstaltungen, dieses Mal allerdings vom math department. Da bin ich sehr gespannt und ich freue mich darauf, meine Mitstudenten und Profs kennenzulernen. Ich hatte schon Email-Kontakt mit einigen und die Leute sind sehr offen und es ist definitv anders als in Deutschland. Nach meiner Sprachprüfung kam z.B. der Mathe-Prof zu mir, hat sich nochmal vorgestellt und erklärt, was für einen Kurs er in diesem Semester hält. Er würde sich sehr freuen, wenn ich den Kurs belegen würde. Ein anderer Prof hat gleich die erste Email an mich mit seinem Vornamen unterzeichnet. In Deutschland waren die Profs zwar immer sehr nett und hilfsbereit, aber es ist distanzierter und es hat auch noch kein Prof zu mir gesagt, wie toll es doch wäre, wenn ich seinen Kurs beläge.

Mir sind inzwischen schon einige Unterschiede aufgefallen, größtenteils bei den eher "kleineren" Sachen. Das erste Problem war wohl mein Kampf mit den Jalousien. Inzwischen weiß ich aber, dass man nach rechts ziehen muss, wenn man es feststellen möchte. Auch die Mülltrennung läuft hier (im Gebäudekomplex) ein bisschen anders ab, es gibt einmal recyclebar und einmal nicht-recyclebar. Ich komme mir immer noch komisch vor, wenn ich Papier mit Flaschen in einen Container stecke. Außerdem bin ich auf der Suche nach Soßenbinder verzweifelt. Für mich heißt das: entweder die Soßen hier sind dünner, oder es wird komplett Fertigsoße verwendet, da ich bezweifle, dass jeder Mehl verwendet. Sollte sich hier jemand denken, dass ich falsch liege, darf er mich gerne korrigieren und mir sagen, wo ich endlich Soßenpulver bekomme. :-)

Achja, seit dieser Woche habe ich einen Mitbewohner. Er ist auch ein international student und wirkt sehr nett. Wir beide sind Fußballfans und eine der ersten Fragen war:"Bayern oder BVB" Nachdem ich "Bayern" gesagt hab, gab er mir ein fist bump. Ich denke, wir werden gut auskommen.

Bis bald,

flo

 

P.S.: Es wäre ganz nett, wenn ihr mir eure Meinung darüber mitteilt, ob die Einträge zu lang sind und ich öfter, dafür aber kürzer schreiben sollte, oder ob es so passt. Thanks!